Der Einstieg in dieses Seminar und in diese Seminarankündigung ist schwer, sowohl inhaltlich, wie auch hinsichtlich der Organisation – es folgt also ein Versuch, bei dem ich mit dem Organisatorischen beginne.

Organisatorisches: Ich möchte mit Ihnen textbasiert (theoretische und empirisch basierte Texte) über Aspekte der Forschung zur Perspektive von Kindern nachdenken und sprechen. Als sehr hilfreich, aber auch angenehm empfinde ich es, sich dabei zu sehen – per webex oder live, sofern die Gruppe klein ist und bereit, zur PH zu kommen. Textbasiertes Nachdenken bedeutet – warum erläutere ich das hier eigentlich? – dass vor dem Nachdenken alle den Text gelesen haben und zu ihm eine Aussage formuliert und bei Moodle hochgeladen haben, die in etwa beginnen kann mit „Im Text XX ist mir auf S. CC die Passage ... aufgefallen. Hierzu habe ich die Frage ..., hierzu erstaunt mich ..., hierzu bin ich der Meinung, dass ...“. Die Aussagen können vorher von allen gesehen werden, vielleicht kann ich sie etwas sortieren. Im Seminar sollen sie eingebettet in den Text vor- und zum Nachdenken gestellt werden. Locker konzentrierte Atmosphäre erwünscht. Auf die Präsenztermine, die in jedem Fall zur Seminarzeit stattfinden, sollten wir uns in einer obligatorischen ersten Seh-Sitzung verständigen. Moodle-Passwort: „Kinder“, Seminarplan und Literaturliste sind spätestens zu Semesterbeginn bei Moodle online.

 

Inhaltlich: Wenn es Kindheitsforschung im Sinne der Erforschung der Perspektive von Kindern – was eine relevante Fokussierung darstellt – gibt, muss es wohl Kindheit, Kinder und eine kindliche Perspektive „geben“. Die Schwierigkeit des Seminarinhalts wird vielleicht mit der Aussage deutlich, dass – wider dem Augenschein – gar nicht geklärt ist, was ein Kind ist, was unter einem Kind und unter einer kindlichen Perspektive zu verstehen ist. Man kann also sagen: Kindheitsforschung hat ein grundsätzliches Problem mit ihrem Gegenstand – das wird ein Aspekt zum Nachdenken im Seminar werden.

Gleichwohl liegen Kindheitsforschungen vor, die etwas über (historische und gegenwärtige) Kinder und Kindheit, über die kindliche Handlungs-Perspektive herausgefunden haben. Damit werden Martha Muchow und Kurt Lewin ganz sicher Seminarinhalt. Auch gegenwärtig gibt es Forschungen, die sich mit der Perspektive von Kindern auf ihr Leben befassen (Blinkert/Höfflin). Da gibt es weitere und Weiteres. Ich komme zu einem anderen Punkt, der schon anklang: Wir werden uns auch mit der Frage befassen müssen, was unter (einem) Kind bzw. einer kindlichen Perspektive zu verstehen ist. Hier ist eine abschließende Klärung eher nicht zu erwarten, wohl aber ein Einblick in die Problem- und Debattenlage. Und ein dritter Aspekt sollen die Methoden der Kindheitsforschung sein. Muchow und die anderen entwickeln jeweils Methoden und arbeiten mit diesen. Hier bekommt man also etwas zu Methoden der Kindheitsforschung heraus, wir sollten hier aber auch auf explizit methodische und methodologische Literatur zugreifen.

Für mich ergeben sich folgende inhaltliche Aspekte:

-       empirische Kindheitsforschungen

o   Historische: Hansen, Lewin, Piaget, Muchow, Langeveld

o   Gegenwärtige:

§  Im Feld: Hörnig, Kelle, Knapp/Schneider, Blinkert/Höfflin

§  In Einrichtungen: Alemzadeh, Schneider, Fischer 2011, Nicolai

-       Forschungsmethoden und -probleme:

o   Fischer, Schulz, Mey, Muchow, Heinzel, Lange/Mierendorff, Nießeler

-       Theoretisch/philosophisch: Kinder/Kindheit/kindliche Perspektive und deren Konstruktionsversuche: Scholz, Scholz

„Welterkunden – als Erkundung der Welt-Sicht von Kindern“ wird nicht nur nicht so einfach, sondern es gibt auch einiges zu tun. Das kann abschrecken, weshalb hier jetzt dringend ein motivierender Satz kommen muss: Trotz oder wegen aller Schwierigkeit scheint es mir doch für einen Studiengang „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ unabdingbar, etwas zu kindlichen Perspektiven, und zwar nicht nur unter dem Fokus „Kompetenz“, zu forschen. In diesem Wintersemester wird das eine theoretische Forschung sein, eine empirische Fortführung im Sommersemester ist aber nicht ausgeschlossen. Zugleich kann bzw. soll das Seminar Basis für mögliche Bachelorarbeiten zur Perspektive von Kindern sein, wie auch immer diese dann inhaltlich ausgestaltet werden. Bei aller Schwierigkeit, wegen aller Schwierigkeit ergeht herzliche Einladung zu einem Seminar, auf das ich mich freue. Um eine Arbeitsfähigkeit zu Vorlesungsbeginn herzustellen, bitte ich, die Studie von Martha Muchow „Der Lebensraum des Großstadtkindes“ in den Seiten 75 bis 160 (bezogen auf die von Behnken und Honig 2012 herausgegebene Ausgabe) gelesen und vorliegen zu haben. Ich betone dies, weil ich die Arbeit aus urheberrechtlichen Gründen nicht bei Moodle hochladen werde, Sie aber sicher kreativ eine Lösung finden werden, an den Text zu kommen. Als Hinweis: Den Text haben wir auch im „Exkursionsseminar“ des vergangenen Sommersemesters gelesen – vielleicht kennen Sie da jemanden ...