Der in aktuellen Schulprogrammen häufig verwendete Begriff der "Wertschätzung" wurde vor allem durch die Humanistische Psychologie seit Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt und hat in interdisziplinärer Perspektive bis ins 21. Jahrhundert vielfältige Bedeutungszuschreibungen erfahren, die nicht nur personale, soziale und organisationale, sondern auch salutogenetische und ökologische Aspekte umfassen. "Wertschätzung" lässt sich im Kontext von Erziehung und Bildung als eine pädagogische Grundhaltung charakterisieren, die in der Würde des Kindes begründet liegt und sich im pädagogischen Raum der Schule in vielfältigen Formen realisiert. In der Geschichte der Pädagogik ist die Idee der "Wertschätzung" von Kindern und Jugendlichen bereits implizit angelegt, wenn auch unter anderen Begrifflichkeiten und mit unterschiedlichen Akzentuierungen. Dies wird am Beispiel der Erziehungsmodelle von Pestalozzi (17./18. Jh.) und Korczak (19./20. Jh.) aufgezeigt. Vor dem Hintergrund einer Analyse der Signaturen von "Nicht-Wertschätzung" an heutigen Schulen, die empirisch vielfach belegt sind, werden die SeminarteilnehmerInnen Gelegenheit haben, die Vision einer zeitgemäßen Schule zu entwerfen, in der "Wertschätzung" als pädagogische Leitidee umfassend verwirklicht wird. Schließlich soll der Frage nachgegangen werden, welche Kompetenzen eine Lehrperson braucht, um eine von "Wertschätzung" getragene Pädagogik glaubwürdig und nachhaltig zu praktizieren.