Kommentar

Von Bildungsprozessen in pluralistischen Demokratien wird erwartet, dass diese nicht als Vorgabeprozesse, bei dem sich lernende Subjekte wesentlich in einem Übernahmemodus befinden, gestaltet werden. Stattdessen sollen mündige und verantwortungsfähige Bürger*innen kompetent mit Vielfalt umgehen und nachhaltige Entscheidungen treffen können (s. hierzu die entsprechenden Leitperspektiven im Bildungsplan 2016 von Baden-Württemberg). Insofern es bei Entscheidungen immer um ein Erwägen von Alternativen geht, muss man sich bei jeder Entscheidung (Wahl) mit Oder-Konstellationen auseinandersetzen. Doch wie lassen sich Bildungsgänge in diesem Sinne entscheidungsoffen gestalten und wie kann man mit Kindern gemeinsam nicht nur über jeweils konkrete Entscheidungen, etwa die Frage, wohin eine Klassenfahrt gehen soll, nachdenken, sondern anhand solcher Entscheidungen, das Phänomen »Entscheidung« selbst zum Gegenstand machen: Was ist eigentlich, wenn man keine Entscheidungen treffen kann? Wie unterscheiden sich Entscheidungen, die man allein für sich trifft oder auch für andere, von solchen Entscheidungen, die man mit anderen treffen muss? Was kann man machen, wenn man nicht entscheiden will? Wie lassen sich Entscheidungen anderer einschätzen? Woran erkennt man, ob eine Entscheidung gut oder weniger gut begründet ist? Inwiefern muss jede Entscheidung gut begründet sein? Usw.

Diesen und weiteren Fragen soll im Seminar mit Blick auf unterschiedliche disziplinäre Verständnisse von „Entscheidung(en)“ nachgegangen werden. Die Teilnehmenden sollen sich dabei beispielsbezogen ein eigenes Verständnis von „gut begründbarer Entscheidung“ erarbeiten. Hierauf bezogen sollen konkrete Projekte mit Kindern zum Oder entwickelt werden.

Literatur

Es wird ein Semesterapparat in der Bibliothek eingerichtet. Weitere Hinweise erfolgen in der ersten Sitzung und im Verlauf des Seminars.