Die Frage, was Erkenntnis auszeichnet, ist eine erkenntnistheoretische oder „epistemologische“ Frage. Die Frage, was die Kategorien der Erkenntnistheorie auszeichnet, die wir für die Bewertung von Behauptungen als Erkenntnisse anerkennen, ist eine „metaepistemologische“ Frage. Lehrkräfte, die ein philosophisches Fach wie Ethik lehren, allgemein aber auch Menschen, die eine wissenschaftliche Disziplin studieren und dann lehren wollen, müssen sich die Frage stellen, was anerkannte Erkenntnis ausmacht: Wer anerkennt warum welches Wissen als Erkenntnis?

Die Kategorien Epistem, Paradigma und Dispositiv haben einerseits eine schon lange Vergangenheit, wurden aber vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert neu „entdeckt“ und haben das Selbstbild der Wissenschaften zum Teil revolutioniert. Einer der maßgeblichen Philosoph*innen zu dieser Thematik ist Michel Foucault. Er und auch einige andere Autor*innen haben diese Grundkategorien geschärft und diese sind in der Folge Grundbegriffe in nahezu allen anderen Wissenschaften geworden, in den Naturwissenschaften (z.B. der Physik), den Sozialwissenschaften (z.B. der Erziehungswissenschaft und der Soziologie) sowie in den Geisteswissenschaften (z.B. der Geschichtswissenschaft oder der Germanistik). Das Masterseminar rekonstruiert diese Grundkategorien und wendet sie auf aktuelle Fragestellungen wie der Inklusion, dem Genderverständnis oder dem Kompetenzkonzept an.