Technische Apparate und Medien – von der Brille bis zur Fotografie – waren schon immer bedeutsam für das visuelle Wahrnehmen und Bildverstehen. Im Zuge des digitalen Wandels erhalten Technizität und Medialität visueller Wahrnehmung und Praktiken jedoch eine neue Qualität und Fragen nach technisch-technologischen sowie medialen Prämissen für Bildverstehen und Bildpraktiken müssen neu gestellt werden. Im Fokus des Seminars steht daher die Frage nach dem Verhältnis von Digitalität und Visualität. Inwiefern kann Visualität unter den Prämissen des Digitalen außerdem als Phänomen einer „Kultur der Digitalität” (Stalder 2016) gelten?
Angesichts der zunehmenden Bedeutung von u. a. Simulationsmöglichkeiten sowie der Visualisierung großer Datenmengen im Rahmen von wissenschaftlicher Forschung oder Big Data Analytics, (kultureller) Techniken wie Mashup und Remix oder aber der Diskussion um eine Selfie-Culture oder Deep Fake wird deutlich: Die universelle Codierung und Vernetzung digitaler Artefakte und Techniken sind im Begriff, die Art und Weise, wie wir „sehen” zu verändern – und damit auch Erkenntnismöglichkeiten und Bildpraktiken. Benötigen wir vor dem Hintergrund des digitalen Wandels auch eine neue Form der Visual Literacy oder gar eine digitale „Bild-Bildung”? Welche Aufgaben für Medienbildung und Kulturelle Bildung entstehen hieraus?