Nicht nur für den Bildungsplan 2016 von Baden-Württemberg gilt eine „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV)” als grundlegend. Dort ist sie eine Leitperspektive, die für den Sachunterricht wie folgt ausgeführt wird: „Gegenseitiger Respekt, Achtung und Wertschätzung sowie die Fähigkeit, anderen Kulturen tolerant und vorurteilsfrei zu begegnen, gehören zu den übergreifenden Zielen des Sachunterrichts. Daher ist die Leitperspektive Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt in ganz unterschiedlicher Weise innerhalb der einzelnen Bereiche des Sachunterrichts verknüpft. In der Auseinandersetzung mit den Mitschülerinnen und Mitschülern erkennen und reflektieren die Kinder ihre eigene Meinung und Haltung und schärfen so ihr Bewusstsein für die eigene Identität. Der Sachunterricht vertritt einen dynamischen, weltoffenen Heimatbegriff. Der dialogorientierte friedliche Umgang mit unterschiedlichen Positionen ist ebenfalls ein Beitrag zur Menschenrechts- und Friedensbildung und zur Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft ” (Seite 4).

Doch was genau wird eigentlich unter „Toleranz” und „Vielfalt” verstanden? Angesichts kontroverser Verständnisse von Toleranz (s. hierzu z. B. Rainer Forst 2003) und kontroverser Auffassungen darüber, welche „Vielfalt” positiv zu begrüßen und welche z. B. als Ausdruck von gesellschaftlicher Ungleichheit kritisch zu betrachten ist, sollen im Seminar begriffsklärende beispielsorientierte Auseinandersetzungen verfolgt werden. Zielsetzung ist hierbei herauszufinden, welche Weisen von „Toleranz” und „Akzeptanz” von Vielfalt demokratieförderlich sind. In diesem Zusammenhang werden auch unterschiedliche Verständnisse über „demokratische Bildung” zu bedenken sein.

Der Fokus des Seminars wird also auf begriffsklärender Arbeit liegen. Diese ist grundlegend, wenn man jeweilige Zielsetzungen für Bildungsprozesse nicht einfach nur als »Schlagworte« übernehmen, sondern verantwortbar vertreten können möchte, um insbesondere auch entsprechende handlungspraktische Vorschläge zu einer dementsprechenden Gestaltung von Unterricht kritisch reflektieren sowie eigene Vorschläge entwickeln zu können.

Das Seminar wird als mitbestimmungsorientiertes Erwägungsseminar angeboten und setzt eine aktive kontinuierliche Teilnahme voraus.