"Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen", mit diesen Worten eröffnet Christa Wolf ihren autofiktionalen Erinnerungsroman "Kindheitsmuster" (1979). Die Autorin blickt darin zurück auf ihre Kindheit, die vom NS-Regime und seinen Ideologemen geprägt wurde. Christa Wolf erforscht nicht nur ihren Lebensweg und die Frage, wie man zum >Ich< geworden ist, sondern fragt nach den Vorgängen der Erinnerung selbst. Das Seminar folgt dieser Spurensuche und stellt erinnerungskulturell relevante Texte in seinen Mittelpunkt. Dabei werden verschiedene historische Schnittstellen aufgezeigt: Die Zeit des Nationalsozialismus ebenso wie die Zeit der DDR. Gestreift werden sollen schließlich auch Aspekte der Migration und die Fragen nach Verlusterfahrungen kultureller Heimaten.
Das Seminar setzt die Bereitschaft voraus, verschiedene Romane und Fachliteratur selbstständig zu lesen und vorzubereiten. Im Seminar selbst werden diese Werke und die Relevanz der Erinnerung für unsere Gegenwart untersucht und diskutiert. Geplant ist der Besuch von einer Lesung am 6.5.25 um 19.30 in in Marbach am Neckar (Barbara Yelin) sowie der Lesung „Gittersee“ von Charlotte Gneuß, die in Ludwigsburg stattfindet.- Dozent*in: Caroline Roeder
Der 8. Mai 1945 bedeutet den Tag der Kapitulation des NS-Regimes und beendete die Jahre der diktatorischen Schreckensherrschaft, ebenso den Zweiten Weltkrieg (in Europa) mit seinen unzählbaren Verbrechen und Opfern, die millionenfache Verfolgung und Ermordung von Menschen, um nur einige Aspekte dieser epochalen Katastrophe zu nennen. In der nachfolgenden Zeit wurde der Grundstein gelegt für zwei deutsche Staaten. Das Seminar blickt auf die Nachkriegszeit, d.h. die Jahre nach dem 8. Mai 1945 und wendet sich dem Literaturbetrieb in Ost und West gleichermaßen zu. Gefragt wird: Wie erfolgte der Wiederaufbau, welche Texte wurde aufgelegt und mit welcher Programmatik? Welche Texte zog man heran für diesen Versuch eines Neubeginns? Der Fokus wird bei dieser Frage auf Kinder- und Jugendliteratur gelegt, der in diesen Jahren eine besonders wichtige Aufgabe zukam. So wird das literarische Feld, die Gründung von kinder- und jugendliterarischen Institutionen und Initiativen wie z.B. die Kinderbuchbrücke von Jella Lepmann ebenso wie literarische Texte in den Blick genommen. Filme und Medien aus und über diese Jahre werden wesentlich einbezogen. Welche Rolle hatten in diesen Jahren Autor:innen? Welche Autor:innen kehrten zurück und arbeiteten in Ost-, welche in Westdeutschland? Das Seminar setzt voraus, dass fachwissenschaftliche und literarische Texte gelesen werden!
- Dozent*in: Caroline Roeder