Der Sachunterricht in der Grundschule verfolgt einen grundlegenden Bildungsauftrag: Kinder dabei zu unterstützen, sich zuverlässiges Wissen über die natürliche, technische und sozial gestaltete Umwelt anzueignen, sich mit Hilfe dieses Wissens in modernen Gesellschaften zunehmend selbstständig und verantwortlich zu orientieren, in gegenwärtigen und zukünftigen Lebenssituationen kompetent zu urteilen und zu handeln. Im Seminar werden dazu zentrale Aspekte der Sachunterrichtsdidaktik erarbeitet und diskutiert.

In naturwissenschaftlich und technisch geprägten Gesellschaften gilt ein angemessenes Wissenschaftsverständnis als wichtiger Teil von Allgemeinbildung, Scientific Literacy sowie als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Es wird in der Naturwissenschafts- und Sachunterrichtsdidaktik unter dem Label Nature of Science (NOS) diskutiert. Dieses Seminar skizziert NOS-Konzeptionen mit ihren Stärken und Schwächen sowie zentrale Befunde empirischer Forschung zu NOS. Außerdem werden entsprechende Praxisideen präsentiert und erarbeitet. So entwickeln Studierende im Seminar ein eigenes Lernarrangement zu Nature of Science.

Grundschulkinder darin zu unterstützen, in der Auseinandersetzung mit konkreten Fragen und Problemen Begriffe zu klären, weiter auszudifferenzieren (etwa von anderen Begriffen abzugrenzen), gedanklich zu durchdringen und zu begreifen ist ein wesentlicher Bildungsauftrag. Für den Sachunterricht wird im Bildungsplan 2016 von Baden-Württemberg die Sprache als ein „Werkzeug der methodischen Welterschließung sowie der begrifflichen Ordnung und Modellierung von Sacherfahrungen“ angeführt: „Sie ist Medium des Denkens und der Kommunikation. Der Aufbau einer interessierten Fragehaltung, die kritische Auseinandersetzung mit Handlungsmöglichkeiten sowie wertende Einschätzungen sind ohne Sprachkompetenz nicht möglich. In diesem Sinne fordert und fördert der Sachunterricht Fragen und subjektive Theorien der Kinder und hilft ihnen, ihr Verständnis der Welt vor anderen, mit anderen oder gegenüber anderen auszudrücken“ (S. 3). Im Seminar sollen Voraussetzungen und Möglichkeiten für die Unterstützung von Begriffsbildungsprozessen erörtert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei ausgewählte gesellschaftsrelevante Begriffe, wie sie auch im Bildungsplan oder Perspektivrahmen Sachunterricht genannt werden. Zu diesen ausgewählten Begriffen gilt es eigenständig literaturgestützt und beispielsbezogen begriffliche Klärungen vorzunehmen. Durch die Entwicklung einer eigenen Geschichtensequenz für Grundschüler*innen soll dann exemplarisch deren Potenzial zur Förderung von philosophisch orientierten Begriffsbildungsprozessen eingeschätzt werden.

Im Kolloquium werden Fragen wissenschaftlichen Arbeitens im Hinblick auf eine Abschlussarbeit geklärt und aufgefrischt. Den Teilnehmenden wird die Möglichkeit gegeben, Idee und Konzeption einer eigenen Abschlussarbeit im kleinem Kreis vorzustellen und zu diskutieren. Anhand von Beispielen wird zudem eine Einführung in die Erstellung und Gestaltung schriftlicher wissenschaftlicher Arbeiten gegeben, geklärt, was einen wissenschaftlichen Schreibstil ausmacht und wie wissenschaftliche Arbeiten aufgebaut sind. U.a. wird unter Berücksichtigung der Manuskriptrichtlinien von Fachgesellschaften erläutert, worauf bei der Gestaltung der Arbeit zu achten ist.

Sachunterricht ist eine vergleichsweise junge Forschungsdisziplin. Dennoch liegen für das heutige Unterrichtsfach, seine Perspektiven und Inhaltsbereiche zahlreiche unterschiedliche Konzeptualisierungen vor, die auf unterschiedlichen Vorläufern beruhen und sich an verschiedenen Bezugsdidaktiken und -konzeptionen orientieren. Der fachdidaktische Diskurs ist somit von unterschiedlichsten Positionen geprägt. In den einzelnen Seminarsitzungen werden jeweils verschiedene Positionen zu einer zentralen Frage des Sachunterrichts diskutiert (z.B. seinen Methoden, Lernformen, fachspezifischen Herausforderungen, Aufgabenstellungen, kindlichen und fachwissenschaftlichen Zugängen oder der Frage nach einem sinnvollen Professionswissen der Lehrpersonen).