Reichenbach, Alexandra

Im Gegensatz zur einseitigen Fokussierung der herkömmlichen psychologischen und kunstpädagogischen Forschung über Kinderzeichnungen auf die "reine" Interpretation von Zeichen und Formen in Bildern und Zeichnungen, gibt es heutzutage neue Forschungsansätze, die ein differenzierteres Verständnis durch die Berücksichtigung prozessualer Aspekte anstreben. Die Aktivität des Zeichnens bei Kindern und Jugendlichen ist nicht primär darauf ausgerichtet, Formen zu schaffen, sondern vielmehr ein spielerischer und kommunikativer Prozess, der ein Wechselspiel von Handeln und Reagieren, Erzeugen und Wahrnehmen beinhaltet. In diesem Prozess beeinflusst jeder Schritt der Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildung den Herstellungsprozess, lenkt ihn, überarbeitet ihn und bringt immer wieder Neues hervor.

Im Rahmen dieses Seminars sollen bildnerische Gestaltungsprozesse dokumentiert, analysiert und interpretiert werden. Es wird untersucht, inwieweit gemeinsames kreatives Gestalten bei Kindern und Jugendlichen die Entwicklung von Kompetenzen fördern kann. Eine grundlegende Voraussetzung für die Förderung der Fähigkeit zum bildnerischen Ausdruck ist die Unterstützung der Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Darstellungsprozesse während des Gestaltungsprozesses. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grundlage für die Integration in fachdidaktische Überlegungen und Konzepte dienen. Der zugrunde liegende didaktische Ansatz betrachtet die Förderung der bildnerischen Ausdrucksfähigkeit aller Kinder als eine wichtige Aufgabe.