Das Seminar fragt nach Begründung und Methoden der Ausbreitung des christlichen Glaubens in der Geschichte und nimmt dabei vor allem die Abschnitte in den Blick, bei dem dies in Allianzen mit welt­licher Macht geschah oder zumindest dieser Vorwurf heute erhoben wird und wo der christliche Glau­be ideologisch missbraucht wurde als Stütze politischer Macht. Was ist dran an dem Vor­wurf, christ­liche Mission sei Verbündeter der weißen Kolonialherrschaft gewesen und habe diese gestützt? Damit verbunden ist die Frage, welche Rolle das Christentum im globalen Süden gespielt hat und heute spielt.

Das Seminar geht diesen Fragen anhand historischer Schwerpunkte nach: Zum einen die Ausbreitung des Christentums „mit Feuer und Schwert“ durch Spanier und Portugiesen in Lateinamerika im 16. Jahrhundert; zum anderen die christliche Mission in Afrika im 19. und 20. Jahrhundert, wobei ein Schwerpunkt auf Tansania, das frühere Deutsch-Ostafrika, gelegt wird. Ergänzend werden Schauplätze in Asien gestreift und auch nach – offenen oder versteckten – neokolonialen Strukturen in den heu­tigen kirchlichen Beziehungen zwischen Nord und Süd gefragt. Den Abschluss bildet das Studium einer Erklärung des Ökumenischen Rats zu diesem Thema, das den gegenwärtigen internationalen Stand  der Diskussion zeigt.