In einer Zeit weitverbreiteter Verherrlichung der Gewalt, oft auch in religiösem Gewand, und nicht zuletzt des Krieges in der Ukraine und der Frage, inwieweit hier militärische Unterstützung gewährt werden soll, soll in diesem Seminar an gewaltfreie, ebenfalls meist religiös inspirierte Traditionen erinnert und nach ihrer Anwendbarkeit auf unsere Zeit gefragt werden: Christliche Friedenskirchen und Gemeinschaften, die in Berufung auf die radikalen Aussagen der Bergpredigt jegliche Gewalt abgelehnt haben; die – teilweise christlich inspirierte - Friedensbewegung der 1980erJahre (‚Ohne Rüs­tung leben‘), und außerdem bedeutende Persönlichkeiten auf diesem Gebiet aus dem 20. Jahrhundert: Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer. Einschlägige Aussagen in der Kirchengeschichte, nicht zuletzt von Seiten des Ökumenischen Rates der Kirchen, runden das Bild ab.      


In Fragen der Ethik kommen Afrikaner, auch afrikanische Christen, häufig zu anderen Entscheidungen als wir in unserer westlichen Welt. Dies hängt über weite Strecken mit der Bedeutung und dem Ver­ständnis der Gemeinschaft zusammen. Dieses Seminar wird sich daher mit dem afrikanischen Ver­ständnis der Gemeinschaft beschäftigen und sich dann ausgewählten Gebieten der Ethik zuwenden wie der kommunalen Entscheidungs­findung (Palaver), Ehe und Familie, HIV/AIDS, Umgang mit Homo­sexualität und Menschenrechte – Fragen, in denen es zwischen westlichen und afrikanischen Kirchen z.T. schon zu erheblichen Verwerfungen gekommen ist aufgrund unter­schiedlicher ethischer Entschei­dungen, aber auch eines gestiegenen Selbstbewusstseins des im Wachsen begriffenen afrikanischen Christentums.